Umwelt- und Naturschutz sind keine Blockade – sondern Grundlage zukunftsfähiger Politik und Planung

Luka Schmidt (Sprecherin) und Christoph Fischer (Sprecher) vom Kreisverband der Grünen in Segeberg äußern sich zur jüngsten Einigung zur A20 bei Bad Segeberg folgend:

„Wer schon einmal zu den Hauptverkehrszeiten über die B206 fahren musste, wird den Frust der Anwohnenden nachvollziehen können. Die Belastung durch den Verkehr ist erheblich – und der Wunsch nach Entlastung verständlich.

Unverständlich ist für uns jedoch, wie sehr sich andere Parteien auf den Bau einer Autobahn als vermeintlich einzige „Lösung“ versteift haben – und dabei die Fledermaus zum Feindbild erklärten.

Doch es geht um weit mehr als um die Fledermaus. Angesichts der Klimakrise, knapper öffentlicher Mittel, der hohen Schutzwürdigkeit des einzigartigen Travetals und nicht zuletzt der Tatsache, dass die A20 als das umweltschädlichste Verkehrsprojekt Deutschlands gilt, erscheint es im Jahr 2025 völlig aus der Zeit gefallen, neue Autobahnen durch die sensibelsten Landschaften zu bauen.
Ob dies unserem Anspruch gerecht wird, kommenden Generationen einen lebenswerten Kreis Segeberg zu hinterlassen und Verantwortung für das Klima zu übernehmen, ist mehr als fraglich – insbesondere, weil man sich bis zuletzt allein auf die Autobahn als Lösung versteift hat.

Uns ist an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass der Umwelt- und Naturschutz sowie die entsprechenden Verbände nicht die Schuldigen an den langen Verzögerungen des Projekts sind. Große Infrastrukturvorhaben müssen Mindeststandards des Naturschutzes einhalten – das ist nicht nur unsere Meinung, sondern geltendes Recht.

Das Bundesverwaltungsgericht hat bereits 2013 rechtskräftig festgestellt, dass Planungsfehler vorlagen und die Planung deshalb nichtvollziehbar war. Die Umweltverbände haben über Jahrzehnte hinweg aufgezeigt, wo Planungs- und Umweltrecht nicht eingehalten wurden. Sie sind keine „Meckerpötte“, sondern sorgen dafür, dass Umweltbelange gehört werden – und schützen damit nicht ihre, sondern unser aller Umwelt.

Dass gestern ein millionenschweres Artenschutzpaket beschlossen wurde, wäre ohne die fundierten rechtlichen Argumente der Verbände kaum möglich gewesen. Ihre Zustimmung, obwohl sie das Projekt grundsätzlich kritisch sehen, zeigt, dass Umweltverbände sehr wohl kompromissbereit sind – vor allem dann, wenn ihre Fachkompetenz ernst genommen und einbezogen wird.

Angesichts der teils gegensätzlichen Positionen begrüßen wir ausdrücklich, dass nun eine gemeinsame Lösung auf Augenhöhe gefunden wurde. In Zeiten zunehmender Polarisierung und politischer Anfeindung ist das ein wichtiges und richtiges Signal.
Wir GRÜNEN sind froh, dass wir insbesondere durch unseren zuständigen Umweltminister Tobias Goldschmidt zusammen mit den Umweltverbänden dafür sorgen konnten, dass Klima- und Naturschutz auch in schwierigen Auseinandersetzungen einen hohen Stellenwert behalten – sichern sie schließlich unsere Lebensgrundlage.

BÜNDIS90/DIE GRÜNEN Segeberg werde sich jetzt dafür einsetzen, dass die vereinbarten Umweltschutzmaßnahmen konsequent umgesetzt werden und die A20 keinesfalls zu Lasten anderer wichtiger Verkehrsinfrastrukturprojekte, wie zum Beispiel der Elektrifizierung und dem zweigleisigen Ausbau der Bahntrasse Neumünster-Bad Oldesloe geht.“

Dies ist ein Bild vom Travehang, unmittelbar an der Stelle, wo die Travebrücke  gebaut werden soll; im Vordergrund sind Metallplatten ausgelegt, damit die schweren Baufahrzeuge im moorigen Untergrund nicht stecken bleiben (im Rahmen der Probebohrungen); man sieht sehr deutlich das ausgetretene (artesische) Grundwasser