Kundenfreundlich, klimaschonend, nachhaltig – so gelingt die Verkehrswende in Hamburgs Norden

Attraktivere Bus- und Bahnverbindungen, Radschnellwege, mehr Ladesäulen für E-Autos: Das sind Eckpunkte der angestrebten Mobilitätswende.

Kisdorf/Henstedt-Ulzburg, 28.04.2021. Noch ist der PKW-Verkehr für etwa 12 % der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Um diesen Anteil zu reduzieren, wollen Hamburgs und Schleswig-Holsteins Grüne Bürgerinnen und Bürgern mehr Anreize bieten, auf Bus, Bahn, Fahrrad oder Elektroauto umzusteigen. Wolfram Zetzsche, grüner Landtags-Direktkandidat im Wahlkreis Segeberg-West, hatte dazu am vergangenen Donnerstag den Hamburger Senator für Verkehr und Mobilitätswende, Dr. Anjes Tjarks, in den Kisdorfer Margarethenhoff eingeladen. Rund 20 Bürgerinnen und Bürger, Vertreter von Bündnis90/Die Grünen sowie des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC folgten der Einladung.

Tjarks und Zetzsche zeigten Eckpunkte nachhaltiger Verkehrspolitik im nördlichen „Speckgürtel“ auf

Tjarks betonte die gute, überparteiliche Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein sowie die hohe Priorität öffentlichen Nahverkehrs – für alle Menschen, die zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg pendeln. Tjarks sieht es als Verpflichtung an, in der Metropolregion moderne, attraktive Verkehrsverbindungen zu bieten. Der Senator stellte konkrete Maßnahmen vor. Die sollen es Menschen in Henstedt-Ulzburg, Kisdorf, Tangstedt, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt und Umgebung erleichtern, ihre Ziele klimaschonend, schnell und bequem zu erreichen:

  • S-Bahn von Eidelstedt über Henstedt-Ulzburg nach Kaltenkirchen, die ab 2025 fahren soll

  • Radschnellweg Bad Bramstedt – Hamburg mit Anbindung an andere Radwege und Bahnstationen

  • Bau und Ausbau weiterer, sicherer Radwege vor Ort

  • Bus-Rufdienste (On-Demand-Systeme), wie in Hamburg-Lurup, Ahrensburg sowie demnächst, in einem zweijährigen Modellversuch, in Henstedt-Ulzburg

  • Der Hamburg-Takt, der auch Einpendlern aus dem Norden innerhalb der Hansestadt bessere Verbindungen bieten wird

Digitalisierung und effizientere Verkehrsplanung – Bausteine der Mobilitätswende

Durch digitale Steuerung wird eine engere Bahn-Taktung möglich. Auch beschleunigte Planfeststellungs-, Einspruchs- und Genehmigungsverfahren zählen zu den Zielen, die viele Verkehrspolitiker verfolgen. Dem pflichtete die anwesende Radverkehrsbeauftragte des Kreises Segebergs, Zeruja Hohmeier, bei. Die Gesamtplanung müsse laut Tjarks kundenorientierter werden: Zuerst sei der Fahrplan nach den Bedürfnissen der Fahrgäste zu planen, danach die benötigten Strecken und Verkehrsmittel.  

Verbesserungen im Kreis Segeberg

Die lokalen Grünen ergänzen, dass sie mit Verkehrsunternehmen, Fahrgästen und mit Vertretern anderer Parteien intensiv daran arbeiten, den Nahverkehr zu verbessern. Ab Dezember 2022 werden AKN-Züge und die Buslinie 293 häufiger fahren. Eine neue Buslinie wird den AKN-Bahnhof Meeschensee ansteuern.

Ganz ohne Auto wird es nicht gehen – aber möglichst elektrisch

Um weniger Treibhausgase im Individualverkehr auszustoßen, brauche es laut Tjarks mehr E-Autos. Der aufwändig herzustellende, grüne Wasserstoff müsse zunächst für Deutschlands Schwerindustrie bereitgestellt werden, bevor er zur Verkehrswende beitragen könne. Hamburg müsse beim Ausbau der E-Ladeinfrastruktur wieder schneller werden. Tjarks lobte die Bereitschaft einiger Handelsketten oder Tankstellenbetreiber, in Ladesäulen zu investieren. Diese Investitionen müssten sich lohnen. Wolfram Zetzsche sowie Bürgerinnen mahnten mehr Ladesäulen, insbesondere in Henstedt-Ulzburg, an. Hier seien mehr öffentliche Anreize erforderlich.

Der Radverkehr – Radschnellwege und möglichst bauliche Trennung von der Straße

Für den Hamburger Norden ist der geplante Radschnellweg von Bad Bramstedt über Kaltenkirchen, Henstedt-Ulzburg und Norderstedt nach Hamburg wichtig. Der Verkehrssenator diskutierte die Routenführung mit ADFC und Grünen. ADFC-Vertreter überreichten einen alternativen Routenvorschlag. Der Senator sagte eine Prüfung und baldige Antwort zu. Neben den Radschnellwegen sind weitere Radwege, baulich möglichst von der Autofahrspur getrennt, sowie sichere, barrierefreie Fußwege wichtig.

Die Verkehrswende kann gelingen, aber nicht umsonst

Bei der Diskussion über Nahverkehrspreise meinte Anjes Tjarks, die Preise stark zu senken, würde nicht so viel bringen. Das Angebot müsse hingegen so attraktiv werden, dass die Menschen es gerne nutzen und als preiswert erachten. Verkehrsunternehmen würden bereits bezuschusst, und ihre Nutzung sei oft günstiger als das Autofahren. Zudem sei der HVV einer der wenigen Verkehrsverbünde, in dem die Fahrradmitnahme kostenlos sei.

Ein neues (Mini-)Fahrrad für den Senator

Zum Abschied überreichte Wolfram Zetzsche ein nachhaltig gefertigtes Fahrradmodell. Der Verkehrssenator freute sich über das Geschenk, das Interesse und die lebhafte Diskussion – und stieg auf sein Fahrrad, um von Kisdorf nach Hamburg zurückzufahren. Schließlich wollte er die Radwege-Situation im Hamburger Norden persönlich kennenlernen.