Grüne beantragen die Schaffung von dringend benötigten zusätzlichen Frauenhausplätzen im Kreis Segeberg

Dass die Kapazitäten des einzigen Frauenhauses im Kreis Segeberg erschöpft sind, war bereits vor der Corona-Pandemie bekannt. Seit 2020 hat sich die Situation noch einmal deutlich verschärft.

Eine von der Landesregierung Schleswig-Holstein in Auftrag gegebene Bedarfsanalyse, deren Ergebnisse Anfang Februar 2021 vorgelegt wurden, betont die Dringlichkeit des Ausbaus zusätzlicher Kapazitäten. Der Studie zufolge fehlen im Land insgesamt zwischen 67 bis 101 Plätze in Frauenhäusern (und diese Zahlen beziehen sich auf 2019, also auf einen Zeitraum vor der Corona-Pandemie). Es hat sich gezeigt, dass sich das Problem der häuslichen Gewalt während der Pandemie verschärft hat und wesentlich mehr Frauen den Schutz von Frauenhäusern aufgesucht haben (zu einem großen Teil zusammen mit ihren Kindern). Aufgrund der erschöpften räumlichen Kapazitäten mussten allerdings viele Frauen und Kinder abgewiesen werden.

Auch die Frauenfachberatungsstelle in Bad Segeberg hat einen deutlichen Anstieg an Beratungs- und Unterbringungsbedarf registriert und einen zusätzlichen Bedarf formuliert. Die Kapazitäten sind erschöpft, so auch im einzigen Frauenhaus des Kreises Segeberg in Norderstedt. Die Einrichtung ist zumeist zu über 100 % (Durchschnitt: 99,45 %) ausgelastet. Wünschenswert und sozial vertretbar wäre laut Studie eine Quote von ca. 84 %. Das bedeutet auch, dass die Belastung der einzelnen Betreuungsteams auf Dauer zu hoch ist. Das Frauenhaus soll als Krisenzentrum fungieren. Diese Funktion ist durch die aktuelle Lage allerdings nicht mehr gewährleistet, da derzeit keine Frauen und Kinder mehr aufgenommen werden können.

Dem Kreis Segeberg kommt als zweitgrößtem Kreis in Schleswig-Holstein (was die Einwohner*innenzahl betrifft) und seiner Lage in der Metropolregion Hamburg eine besondere Bedeutung und auch Verantwortung zu, die der Kreis in dieser Angelegenheit auch wahrnehmen und selbst gestalten sollte. Denn, so heißt es in den Handlungsempfehlungen der oben genannten Bedarfsanalyse: Die Schaffung von Kapazitäten sollte sich an der Einwohner*innenzahl, der Auslastungsquote und den Abweisungszahlen orientieren.

Die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen beantragt daher, dass der Kreis Segeberg 1,5  Mio Euro in den Nachtragshaushalt 2021 einstellt, um möglichst schnell die dringend benötigten zusätzlichen räumlichen und personellen Kapazitäten zur Unterstützung von betroffenen Frauen und Kindern schaffen zu können.